Zuletzt geändert am 16. März 2022 von Christina Brandstätter
Ich bin mir ziemlich sicher, dass so gut wie jeder Hobby-, Freizeit- und/oder Leistungssportler irgendwann in seiner Sportkarriere den ein oder anderen Berührungspunkt mit Sportverletzungen hat(te). Sport und Sportverletzungen gehören zusammen wie Licht und Schatten. Irgendwann passierts. Eine kleine Unachtsamkeit da, eine Wiederholung zu viel dort, eine Wurzel nicht gesehen, die Treppe zu schnell hinauf/hinunter gerannt, falscher Ehrgeiz, körperliche Erschöpfung, zu wenig Regeneration,…
Kaum ein Gelenk wird durch Sportverletzungen so in Mitleidenschaft gezogen wie das Kniegelenk. Und meistens triffts das vordere Kreuzband. Was bedeutet diese Diagnose nun für dich? Wie geht’s mit dem Training weiter? OP? Therapie? Schonprogramm? Ignorieren?
Inhaltsverzeichnis
Anatomische Grundlagen des Kniegelenks
- Articulatio genus – so wird das Kniegelenk in der Fachsprache genannt
- articularis (articulus): Gelenk-, zum Gelenk gehörend, artikulär
- genu, -us oder -u: Knie
Das Kniegelenk, oder wie wir es häufig vereinfacht nennen: das „Knie“, ist das größte Gelenk des menschlichen Körpers.
Es verbindet Oberschenkel (Femur), Schienbein (Tibia) und Kniescheibe (Patella) und besteht aus zwei Einzelgelenken:
- dem Kniescheibengelenk (Articulatio femoropatellaris) – gelenkige Verbindung zwischen Oberschenkelknochen und Kniescheibe und
- dem Kniekehlgelenk (Articulatio femorotibialis) – gelenkige Verbindung zwischen Oberschenkelknochen und Schienbeinkopf
Das Schienbein-Wadenbein-Gelenk (auch Tibiofibulargelenk, Articulatio tibiofibularis) ist anatomisch und funktionell gesehen zwar ein eigenständiges Gelenk, kommuniziert aber aufgrund der „engen Nachbarschaft“ oft und gerne mit dem Kniegelenk.
Das Kniescheibengelenk wird zum Teil mit mehr als dem Sechsfachen des Körpergewichts belastet. Bei einem 70 kg schweren Erwachsenen arbeitet das Kniegelenk also mit einer Last von bis zu 420 kg! Das Knie muss diesen Spagat zwischen großer Belastbarkeit und ausreichender Beweglichkeit mit seinem anatomischen Aufbau und dessen Strukturen bewältigen.
Kreuzbänder
Die Kreuzbänder (vorderes und hinters) verdanken ihren Namen ihrem Verlauf – sie überkreuzen sich nämlich und verbinden so Oberschenkel- und Unterschenkelknochen.
Sie bestehen aus vielen Einzelfasern, die mit einer Hüllstruktur umgeben ist. Ähnlich wie bei einem Telefonkabel, dass mit einer Ummantelung umhüllt ist und wo im inneren viele einzelne, bunte Drähte laufen. Nur, dass unsere Kreuzbänder nicht bunt sind.
Vorderes Kreuzband (VKB oder LCA; Ligamentum cruciatum anterius)
Das VKB zieht von vorne-unten-innen nach hinten-oben-außen. Das wichtigste und am meisten belastete Band des Kniegelenks. Es verhindert das Weggleiten des Schienbeins (Tibia) gegenüber dem Oberschenkelknochen (Femur) nach vorne und schränkt gleichzeitig die Rotation im Knie ein.
Hinteres Kreuzband (HKB oder LCB; Ligamentum cruciatum posterius)
Das HKB zieht von hinten-unten-außen nach vorne-oben-innen. Es ist das kräftigste Band des Kniegelenks. Es verhindert das Weggleiten des Schienbeins (Tibia) gegenüber dem Oberschenkelknochen (Femur) nach hinten und schränkt gleichzeitig die Rotation im Knie ein.
Weitere beteiligte Strukturen
Neben dem Schultergelenk zählt das Kniegelenk zu den komplexesten kapsuloligamentären (Kapsel-Band-Apparat) Struktursystemen des menschlichen Körpers. Kaum ein anderes Gelenk hat so viele verschiedene stabilisierende Bänder und gleichzeitig ein so hohes Bewegungsausmaß. Neben Bänder sind auch noch folgende Strukturen beteiligt (und somit verletzungsanfällig):
- Muskeln
- Sehnen
- Bänder (vorderes & hinteres Kreuzband, Innenband, Außenband)
- Menisken (Innenminiskus, Außenminiskus)
- Schleimbeutel
- Knorpel
- Kniegelenkskapsel
Muskeln, Sehnen, Bänder sorgen für die nötige Stabilität bei gleichzeitigem größtmöglichen Bewegungsumfang. Menisken, Schleimbeutel und Knorpel dienen als Gelenkpuffer & Stoßdämpfer und sorgen für zusätzlichen Gelenksschutz.
Funktion
- Flexion (Beugung)
- Extension (Streckung)
- Rotation (Drehung; Außen- und Innenrotation; allerdings nur bei Flexion möglich)
Beteiligte Muskulatur
Gerade bei Verletzungen des passiven Bewegungsapparates (Knochen, Gelenke, Bandscheiben, Knorpel, Bänder) ist eine aktive, gut trainierte Muskulatur doppelt wichtig. Sie springt sozusagen ein und übernimmt dann die „Funktion“ der geschädigten Struktur.
Strecker (Extensoren)
- vierköpfiger Oberschenkelmuskel / Oberschenkelstrecker (Musculus quadriceps femoris) bestehend aus:
Beuger (Flexoren)
- Schneidermuskel (Musculus sartorius)
- Schlanker Oberschenkelmuskel (Musculus gracilis)
- Halbsehnenmuskel (Musculus semitendinosus)
- Zweiköpfiger Oberschenkelmuskel (Musculus biceps femoris)
- Zweiköpfiger Wadenmuskel (Musculus gastrocnemius)
Beuger und Einwärtsdreher (Innenrotatoren)
- Halbsehnenmuskel (Musculus semitendinosus)
- Halbhäutiger Muskel (Musculus semimembranosus)
- Schlanker Oberschenkelmuskel (Musculus gracilis)
- Kniekehlenmuskel (Musculus popliteus)
Auswärtsdreher (Außenrotator)
- zweiköpfiger Oberschenkelmuskel (Musculus biceps femoris)
Kreuzbandriss (Kreuzbandruptur)
Jährlich kommt es ungefähr zu 0,5-1 Rissen des vorderen Kreuzbandes pro 1.000 Einwohner (Mitteleuropa, USA). Ca. 35.000 werden operativ behandelt. In den USA liegt die Zahl der Kreuzbandrekonstruktionen sogar bei ca. 100.000 pro Jahr. 40% aller Knieverletzungen sind Bandverletzungen – zu über 60% sind die Kreuzbänder betroffen.
Sport-Spitzenreiter bei Knieverletzungen (Kreuzbandriss) ist das Skifahren, dicht gefolgt vom Fußball. Doch Gefahrenquellen gibt’s wie Sand am Meer, besonders wenn Drehbewegungen, schnelle Richtungswechsel, verunglückte Landungen nach einem Sprung oder abruptes Abstoppen im Spiel sind, ist das vordere Kreuzband recht schnell in Mitleidenschaft gezogen. Dabei kann dein Kreuzband vollständig oder nur teilweise reißen, was eine Instabilität der Position von Oberschenkel- und Unterschenkelknochen im Kniegelenk zur Folge hat. Es kann auch zu einer Ruptur durch Ausriss an der knöchernen Verankerung des Kreuzbandes kommen (Kreuzband reißt mitsamt einem unterschiedlich großen Knochenstück heraus). Und auch das hintere Kreuzband kann reißen, wobei diese Verletzung wesentlich seltener (etwa 7-10%) auftritt, da das hintere Kreuzband viel kräftiger ist.
Die gute Nachricht: deine Sportkarriere ist nicht zu Ende! Die Profis machen’s vor. Lindsey Vonn, Anna Fenninger, Sami Khedira und viele weitere haben einen (oder sogar mehrere) Kreuzbandriss/e hinter sich und sich dadurch kein Stück aufhalten lassen. Dabei ist der operative Eingriff noch der leichte Part. Ist das erledigt, werden Durchhaltevermögen, Geduld und ein eiserner (Trainings)Willen benötigt.
Entscheidend, ob dein Knie wieder voll belastbar wird, ist
- eine gute (Erst)Versorgung,
- Eine entsprechende Reha und
- ein spezifisches Muskel-Aufbau-Training
Lange wurde die Zeit bis zur vollständigen Genesung und Belastbarkeit unterschätzt. Experten schätzen heute, dass es – je nach Begleitverletzungen auch länger – gut bis zu 8 Monate dauern kann, bis der Kraftunterschied wieder ausgeglichen und das kaputte Knie wieder voll belastbar ist.
Warum diese beiden kleinen Bändchen so wichtig sind
Bei jeder Belastung stabilisieren sie das Knie. Sobald das Kniegelenk auch nur ansatzweise belastet wird, sorgen diese 2 kleinen, wenig elastischen Bändchen für eine Zentrierung der Knochen im Kniegelenk (Stabilität). Eine Ruptur (Riss) der Kreuzbänder verursacht eine dauerhafte Instabilität und Ober- und Unterschenkelknochen „verlieren den Halt“, welchen die umliegende Muskulatur so gut es geht ausgleichen und übernehmen muss. Dennoch ist das Knie ab diesem Zeitpunkt „beweglicher“, also nicht mehr so stabil. Diese Mehrbeweglichkeit führt auf Dauer zu erheblichen Verschleißerscheinungen und Folgeerscheinungen (z.B. Arthrose, Knorpel- / Meniskusdegeneration) und schädigt das Knie nachhaltig. Die Instabilität durch ein fehlendes Kreuzband kann nur bedingt durch Muskelarbeit kompensiert werden. Die Kraftentwicklung und Bewegungskoordination im Kniegelenk sind nach einer Kreuzbandverletzung fühlbar beeinträchtigt. Doch je besser der Trainingszustand, desto besser kann der Verlust des Kreuzbandes durch Muskelkraft ausgeglichen werden.
Warum dauert es so lange?
So ein kleines Band und so ein großes Drumherum. Die Kreuzbänder – wir haben 2 davon, ein vorderes und ein hinters – verbinden Oberschenkelknochen & Schienbein und tragen maßgeblich zur mechanischen Stabilität & Beweglichkeit des Kniegelenks bei. Eine weitere wesentliche Aufgabe des vorderen Kreuzbandes ist die propriozeptive Arbeit. Propriozeption bezeichnet die Wahrnehmung von Körperbewegungen und Lage der Gelenke im Raum bzw. die Stellung der Körperteile zueinander – das vordere Kreuzband teilt unserer Schaltzentrale (Gehirn) also die aktuelle Stellung des Knies zum Körper mit und hat so einen wichtigen Schutzmechanismus vor Verletzungen. Ist diese Verbindung unterbrochen, kann das Gehirn das Knie nicht mehr richtig ansteuern und kontrollieren. Diese Fähigkeit muss nach einer VKB-Rekonstruktion (vordere Kreuzband-Rekonstruktion) wieder trainiert und aufgebaut werden – das ist der Grund, warum es so lange dauert. Aber selbst die beste Technik kann den ursprünglichen Zustand des Knies nicht ganz wiederherstellen. Die Lage und die sensomotorische Qualität des Kreuzbandes sind nie genau so, wie in der ursprünglichen Version. Die mechanische Stabilität wird jedoch verbessert.
Diagnose, Therapie und Training
Oft wird eine solch akute, ernstzunehmende Sportverletzung vom Pechvogel selbst gar nicht als diese erkannt und ernstgenommen: „Ist nur ein bisschen verstaucht“. So kann es durchaus passieren, dass die Diagnose Kreuzbandriss erst nach Jahren per Zufall festgestellt wird. Auf der anderen Seite ist es fast nicht möglich, einen Kreuzbandriss nicht zu bemerken: ein lauter, hörbarer Knall, ein heftiger, stechender Schmerz, Instabilitätsgefühl, deutliche Schwellung, keine vollständige Streckung des Kniegelenks mehr möglich – das alles sind typische Anzeichen und Symptome eines Kreuzbandrisses. So unterschiedlich sind wir Menschen. Ich staune immer wieder.
Eine gut trainierte Muskulatur übernimmt die Funktion der Bänder und verschleiert die Verletzung.
Testmöglichkeiten
Um einen Kreuzbandriss festzustellen, gibt’s verschiedene Testmöglichkeiten, wie z.B.
- Lachmann-Test
- Pivot-Shift-Test
- Schubladen-Test
- Gravity-Sign-Test
Diese sind aber nicht immer eindeutig, da Teilrupturen von Komplettabrissen bei solchen Tests nur schwer zu unterscheiden sind. Eine Diagnose durch Punktion (Untersuchung Gelenkflüssigkeit) ist auch nur bei einem frischen Kreuzbandriss aussagekräftig. Bildgebende Verfahren hingegen wie Röntgen oder MRT können eine Teil- oder vollständige Ruptur des Kreuzbandes mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nachweisen. Wobei die Diagnose einer Teilruptur auch so ihre Tücken hat, da nicht klar zu sehen ist, welche Teile des Kreuzbandes noch intakt sind. Hier sind Spezialisten und Erfahrung gefragt.
Unerkannter Kreuzbandriss
Aber auch bei modernster Technik kommt’s zu „falsch-negativen“ Befunden. Am Bild wird ein scheinbar anatomisch intaktes Kreuzband gezeigt, dessen innere Struktur und damit die eigentliche Stabilität & Funktion deutlich zerstört ist. Bleibt die Hülle also unversehrt, kann es schon mal zu besagtem „falsch-negativen“ Befund kommen. Nachdem die Schwellung zurückgegangen ist und man ja den eindeutigen Befund hat, wird dem wahrscheinlich nicht mehr allzu viel Aufmerksamkeit geschenkt. Erst wenn andere Symptome wie z.B. Knorpelschäden auftreten, kommt bei näherer Untersuchung (Arthroskopie) die wahre, jahrelang zurückliegende Ursache ans Licht…ein alter Kreuzbandriss.
Die Instabilität des Kniegelenks nach einem Kreuzbandriss ist erst bei ca. 30° Grad unter Belastung eindeutig spürbar. Menschen mit geringer sportlicher Belastung im Alltag merken oft wenig(er) vom Kreuzbandriss, weil sie den Bewegungsspielraum selten ausschöpfen und ihr Knie meist gestreckt lassen.
Sofortmaßnahmen am Unfallort: PECH-Regel
- Pause
- Eis
- Compression
- Hochlagern
Konservativ, operativ, alternativ?
An diesem Punkt scheiden sich wieder mal die Geister, doch alle verfolgen das gleiche Ziel: Schmerzlinderung, Stabilisierung des Kniegelenks und Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit. Von allein wächst das Kreuzband leider nicht mehr zusammen, dazu bedarf es schon eines operativen Eingriffs (Healing response, Kreuzbandrekonstruktion durch Sehnentransplantation, Implantat). Die konservative, alternative Rehabilitation beschränkt sich auf (Physio)Therapie und funktionelle Kräftigung.
Ob du dich für oder gegen eine Operation entscheidest hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Ausmaß der Verletzung? Ausmaß der Begleitverletzungen?
VKB- Ruptur (vorderer Kreuzband Riss) ohne oder mit Begleitverletzungen (z.B. Meniskuseinriss, Riss des Innen- oder Außenbandes)? Hinteres Kreuzband? - Ist es ganz abgerissen, teilweise gerissen oder ausgerissen?
- Wie möchte ich meine Sportart weiter ausüben? Profi? Hobby? Gelegentlich?
- Welche Sportart möchte ich weiterhin ausüben?
- Möchte ich überhaupt (noch) Sport ausüben?
- Wie ist mein aktueller körperlicher Zustand? Alter?
Eine OP ist immer eine Belastung für den gesamten Organismus - Was mache ich beruflich?
Klingt komisch, ist aber für einen Skilehrer z.B. wichtig, ein Bürohengst wird seine Arbeit eher aufnehmen können als ein Industriekletterer
Ein Kreuzbandriss heißt nicht automatisch Operation. Solltest du dich für eine Operation entscheiden, passiert dies (im Normalfall) erst nach abgeschlossener Wundheilung, Abschwellung der akuten Verletzungsfolgen und Entzündungen, Ausheilung aller Begleitverletzung und Physiotherapie. Das kann schon mehrere Monate dauern. Es kommt aber auch auf das Operationsverfahren an. Rekonstruktion / Refixation durch Wiederannähen (Implantat), Healing response oder Kreuzbandersatz/Kreuzbandplastik durch Sehnentransplantation?
Abhängig von der jeweiligen persönlichen Gesamtsituation und den evtl. Begleitverletzungen (Meniskus(ein)riss, Knorpelschäden, Riss der Kapselschale, Innen-/Außenbandverletzung) wird mit einem Arzt deines Vertrauens die bestmögliche Therapieentscheidung getroffen und ein Behandlungsplan erstellt: Op-Termin, Physiotherapie, weiterführendes Training.
Zeitpunkt der OP
Spielt bei einer Kreuzbandrekonstruktion keine große Rolle. Bei einer teilweisen Kreuzbandruptur oder einem Ausriss am Knochen (proximaler Abriss) sollte die OP innerhalb der ersten 6 Wochen erfolgen.
Wie lange bin ich außer Gefecht?
Abhängig vom Schmerzzustand, Schwellung und Arbeitsplatz muss dein Chef mit 4 Tagen und Totalausfall rechnen. Wie es dann weitergeht kommt eben ganz darauf an – Art der Verletzung, erforderliche Maßnahmen, Heilungsprozess, …
Nach einer OP dauerts im Durchschnitt irgendwas zwischen 2 und 6 Wochen, bis du wieder einsatzbereit bist. Die Wiederaufnahme deiner sportlichen Aktivitäten sind auch sehr individuell. Rechne hier aber mit mehreren Monaten.
Egal, für welche Methode du dich schlussendlich entscheidest, eines haben sie alle gemeinsam: einen unbedingten, gezielten – und wenn gefordert – sportartspezifischen Muskelaufbau!
Studie: Konservative oder operative Behandlung im Vergleich
Sogar viele Orthopäden empfehlen heutzutage keine operative Rekonstruktion nach Kreuzbandriss mehr. Sie berufen Sie sich auf eine Schwedische Studie (N Engl J Med. 2010 Aug 26;363(9):893). Patienten nach Kreuzbandriss wurden nach 2 und 5 Jahren über den subjektiven Zustand des Knies nach einer Schmerzskala befragt. Demnach gab es weder nach 2 noch nach 5 Jahren nennenswerte Unterschiede im subjektiven Wohlbefinden zwischen operierten (Kreuzbandplastik) und nicht operierten Patienten. Die Aussage der Studie muss jedoch mit starken Einschränkungen gesehen werden:
- Schäden an Menisken und Knorpel auf Grund der Instabilität im Kniegelenk treten meist erst nach 10 Jahren auf.
- Sowohl Knorpel als auch Menisken haben keine Schmerzfühler – Degeneration wird also erst im fortgeschrittenen Stadium fühlbar. Die Abfrage nach Gelenkschmerzen ist kein Indikator für den tatsächlichen Verschleiß in Knorpel und Menisken.
- Die Studiengruppe waren Patienten ohne jegliche Begleitverletzungen zum Kreuzbandriss. In Realität betrifft das maximal 20% aller Patienten
Quelle: www.gelenk-klinik.de
Training
Fakt ist, dass die Langzeitfolgen eines Kreuzbandrisses oft unterschätzt werden. Regelmäßige Übungen zur Verbesserung der neuromuskulären Koordination und Propriozeption (Selbstwahrnehmung) sind daher die beste Prophylaxe. Doch was kannst du effektiv in den ersten Tagen nach dem Kreuzbandriss und/oder nach der Operation tun? Eine Menge! Dazu lies dir diesen interessanten Bericht durch, inklusive hilfereichen Informationen, 5 Übungen, Bildern und Beschreibungen.
Auch der persönliche Erfahrungsbericht von meiner Namenskollegin Christina von fitnesswarrior.de ist lesenswert. Meine persönliche Erfahrung mit diesem Thema beschränkt sich zum Glück nur auf eine „harmlose Begleitverletzung“ – ein gerissenes Außenband (Skiunfall).
Allgemeine (Trainings)Tipps nach einem Kreuzbandriss
- In den ersten Tagen: Reduzierung der Schwellung, leichte Bewegungen
- Je nach Operationsverfahren teilt dir dein Arzt mit, welche Kräfte dein Knie wann aushält und wann du wieder voll belasten darfst / sollst (ein Transplantat z.B. hält 400 kg Zug aus)
- Grundsätzlich gilt: beweg dich im schmerzfreien Bereich (natürlich ohne Schmerzmedikamente)
- Such dir einen Physiotherapeuten – und befolge die Anweisungen
- Isoliertes Muskeltraining der Beinmuskeln (der Profi hilft gerne weiter)
Zur Beinmuskulatur zählen alle Skelettmuskeln von der Hüfte abwärts: Teile des Beckengürtels und der Gesäßmuskulatur, Oberschenkel-, Unterschenkel- und Fußmuskulatur - Funktionelle Kräftigung, Beinachsentraining (auch hier hilft der Profi sicher weiter) wie z.B. einbeinige Kniebeugen
- Speed- und Agilitytraining / Koordination (Speedy Jumps, Ladder Drills*, Koordinationshürden*)
Wiederaufbau der Sensomotorik des Knies - Radfahren, Berg(auf)gehen
- Balanceboard*
- Sprungtraining
- Sportartspezifische Vorbereitung
- Notiere und vergleiche den Oberschenkelumfang (gesundes Bein vs. kaputtes Bein)
- Gutes Zeichen: kein Anschwellen mehr während / nach Belastung
- Taping als unterstützende Maßnahme
Präventive Möglichkeiten
Vorbeugung des Kreuzbandrisses
- Beinachsentraining (Minibänder*)
- Bewegung und Sprünge auf weichen Untergründen (Matten, Balance Pad*)
- Balance Board (Propriozeption)
- Koordinationstraining (Sprungübungen, z.B. Speedy Jumps)
- Isolierte Kräftigung der Beinmuskeln
- Funktionelles Training der Beinmuskeln
Naaa? Hast du es bemerkt? Die Trainings vor / nach einem Kreuzbandriss unterscheiden sich genau Nüsse. Außer vielleicht in Schnelligkeit und Intensität.
Tipp: Die beste Therapie ist jene, die nicht benötigt wird! Oder anders gesagt: Gute Vorbereitung ist alles. Belastungen, die sich im Wettkampf ergeben können, müssen in der Trainingsphase intensiv geübt und trainiert werden. Somit weiß der Körper, was ihn erwartet und ist auf möglichst jede Einwirkung gut vorbereitet.
Fazit
Ein Kreuzbandriss ist kein Todesurteil. Es ist sicher kein leichter Weg, aber auch kein unmöglicher. Wie dieser für dich aussieht, musst du anhand der vielen verschiedenen Optionen selbst wählen. Informier dich ausführlich (Zeit hast du dann ja), hol dir verschiedene Meinungen ein und entscheide klug. Du hast nur einen Körper.
Ich bin Personal Fitness Trainerin, Groupfitnessinstructor, Skilehrerin, Bloggerin und liebe es, bewegt durchs Leben zu gehen. Ich bin neugierig, lerne gerne dazu und gebe mein Wissen und meine Erfahrung gerne weiter – genau das war auch der Startschuss für meinen Fitness Food & Lifestyle Blog. Schau dich hier ruhig in Ruhe um, berichte mir von deinen Erfahrungen, weis mich auf Fehlerteufel hin oder hinterlass mir gerne einen Kommentar.