Zuletzt geändert am 23. März 2021 von Christina Brandstätter
Gerade in jungen Jahren machen wir uns wenig bis gar keine Gedanken übers Altwerden. Doch alt werden wir alle. Die Frage ist nur wie. Wie wird’s uns damit ergehen? Wie sieht das Altwerden aus? Und ist es wirklich so schlimm, oder übertreibt meine liebe Oma nur ein wenig?
Wenn wir auf die Welt kommen, lernen wir gerade in den ersten Jahren unwahrscheinlich viel Neues: Krabbeln, Gehen, Sprechen, Emotionen deuten und verstehen, Radfahren, Lesen, Schreiben, Autofahren, … bis wir dann früher oder später hoffentlich „fertig“ und bereit fürs Leben sind (wobei ich glaube, dass wir niemals „fertig“ sind). Aber wenn deine Eltern, dein Umfeld und du selbst gute Arbeit geleistet haben, stehst du irgendwann auf eigenen Füßen und lebst dein Leben. Du bist jung, hast Energie, bist motiviert und steckst in den besten Jahren deines Lebens. Im Normalfall funktioniert alles, wie es soll und um Dinge wie Schuhe zubinden, Heben-Tragen-Bücken, sicheres Gehen, einwandfreies Sehen & Hören, bedenkenloses Hinein-/Abbeißen in/von Lebensmitteln, Kontrolle und Funktion der Darmfunktion und dessen Bedürfnisse, usw. musst du dir keinerlei Gedanken machen. Wozu auch?
Erst im Alter machen sich nach und nach kleine, große und für Betroffene oft absolut verheerende Rückschritte bemerkbar.
Inhaltsverzeichnis
Immer diese bösen Gene
In den 1970er Jahren glaubte man, dass Alterungsprozesse und das erreichbare Lebensalter zum Großteil von den Genen abhängen. Heute geht die Wissenschaft davon aus, dass sich nur ca. 30% des Alterungsprozesses auf genetische Faktoren zurückführen lässt. Und was ist mit den restlichen 70%? Richtig, dafür ist jeder einzelne selbst verantwortlich. Da muss wohl eine neue Ausrede her, hm? Aber da mach ich mir gar keine Sorgen. Darin, passende Ausreden zu finden, sind die meisten Menschen wahre Meister.
Zeitreise durch unseren Körper
Wie auch verschiedenste Produkte und Dienstleistungen ihre Garantie verlieren oder die Gewährleistung verfällt, verfällt auch der Körper mit der Zeit. Wir bleiben – und das ist nun mal Fakt – nicht ewig jung. Altern betrifft über kurz oder lang den ganzen Körper, mit allem was dazu gehört. Auch hier gibt es wieder Unterschiede in der Ausprägung und dem Zeitpunkt des Auftretens der altersbedingten Veränderungen, da wir uns alle voneinander unterscheiden. Diese altersbedingten Veränderungen können folgendes betreffen:
- Zunahme des Körperfetts
- Abnahme der Körperflüssigkeit & vermindertes Durstgefühl: unser Körper besteht normalerweise zu 50-60% aus Wasser. Im Alter sinkt dieses Gesamtkörperwasser um ca. 5%. Mit dem verminderten Durstgefühl eine ungünstige Kombination. Senioren müssen das Trinken manchmal regelrecht trainieren.
- Knorpel: Wasser ist ein wesentlicher Bestandteil des Knorpelgewebes in den Gelenken. Verliert der Körper Wasser, schrumpfen die Knorpel, verlieren ihre Dämpfungseigenschaft, Beweglichkeit der Gelenke wird eingeschränkt und es können Schmerzen auftreten (Arthrose).
- Verringerung der Muskelmasse (Sarkopenie): ab ungefähr Mitte 30 schrumpfen Zahl und Größe der Muskelzellen im Körper. Erst recht langsam, so ab Mitte 50 dann recht deutlich. Es kommt zu einer Abnahme der Muskelmasse und zu einer vermehrten Fetteinlagerung. Dieser Prozess kann durch gezieltes, regelmäßiges Training beeinflusst werden. Selbst im fortgeschrittenen Alter gibt es keine Ausrede mit regelmäßiger Bewegung anzufangen, denn eine Steigerung der Muskelkraft ist nahezu immer möglich.
- Abnahme der Knochendichte: Unser Körper unterliegt zeitlebens permanenten Auf-, Um- und Abbauprozessen. Im Alter überwiegt jedoch der Abbauprozess, vor allem bei zusätzlichem Mangel an Vitamin D. Das ist der Grund dafür, weshalb die Knochen älterer Menschen weniger stabil sind und leichter brechen.
- Verlangsamung des Stoffwechsels
- Veränderung bzw. Abnahme der Temperaturregulation
- Das Herz: das Herz ist ein Muskel und somit auch vom Alterungsprozess betroffen. Die Leistung des Herzens nimmt ab, Muskelfasern werdendurch Bindegewebe ersetzt. Mögliche Anzeichen solcher Veränderungen sind zum Beispiel erhöhter Blutdruck und in Folge auch Ablagerungen in den Blutgefäßen (Arteriosklerose), Herzrhythmusstörungen oder Atemnot.
- Die Elastizität des Bindegewebes nimmt ab: unter anderem sind davon die Wände der Blutgefäße betroffen, was eine Behinderung des Blutflusses zur Folge hat. Das kann im schlimmsten Fall einen Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen.
- Die Zahl der Gehirnzellen nimmt ab und die Verbindungen der Nervenzellen im Gehirn untereinander funktionieren schlechter. Durch die Abnahme der Produktion eines ganz bestimmten Botenstoffs (Azetylocholin) wird das Denk-, Erinnerungs- und Lernvermögen, sowie die räumliche Orientierung negativ beeinflusst. Die gute Nachricht: das Gehirn ist bis ins hohe Alter trainierbar. Das ist wie mit unserem Körper. Achtest du gut auf ihn, wird er auch längere Zeit gut funktionieren und mit weitaus geringeren Problemen zu kämpfen haben.
- Die Reaktionszeit verlangsamt sich
- Das Immunsystem lässt nach: der Körper bildet im Alter weniger Immunzellen und Antikörper.
- Das äußere Erscheinungsbild verändert sich: graue Haare, Falten, Umverteilung der Körpermasse
- Hör- und Sehkraft lässt nach: mit ca. 40 Jahren beginnt die Linse zu verhärten und das Auge tut sich immer schwerer damit, auf kurze Distanzen scharf zu stellen. Auch der lebenslange Lärm schlägt auf die Ohren. Das alles sind schleichende Prozesse, die viele erst gar nicht bemerken, sondern von anderen darauf hingewiesen werden (und wo möglich gar nicht wahrhaben wollen – ich denke da an meine Oma)
- Sinneswahrnehmung: auch der Geruchs- und Geschmackssinn nehmen im Alter ab. Oft schmeckt das Essen fad (Krankenhauskost) und langweilig, was zu Appetitlosigkeit und/oder einseitiger Ernährung führen kann.
- Der Hormonhaushalt ändert sich nicht nur bei Frauen (Wechseljahre) sondern auch bei Männern. Manche Hormone (z.B. Östrogen oder Testosteron) nehmen ab, andere werden vermehrt gebildet (z.B. Insulin)
- Darm & Verdauung sind im Alter anfälliger für Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes wie z.B. Verstopfung oder Entzündungen
Hui, das sind ja tolle Aussichten. Ich bin gerne vorbereitet, aber zu viel und zu intensiv möchte ich darüber jetzt noch nicht nachdenken, sondern den Moment genießen. Wir sind für alles selbst verantwortlich, so kommen wir auch nicht drum herum jetzt schon für unser zukünftiges Ich Verantwortung zu übernehmen und vorzusorgen. Wie das gehen soll?
Tipps & Tricks für ein gesundes Altwerden
- Bleib immer in Bewegung! Du musst keinen Hochleistungssport betreiben! Geh raus, beweg dich, melde dich für einen Rückenfit oder Aerobic Kurs an, leg dir einen Hund zu (dann gibt’s auch keine Ausreden mehr, warum du nicht spazieren gehen sollst/kannst/willst), oder geh zum Schwimmtraining, sei kreativ!
- Gezieltes Krafttraining 2-3x wöchentlich ein kurzes, aber knackiges Krafttraining und dein Körper dankt es dir jeden Tag. Hol dir, wenn nötig, Tipps & Tricks vom Profi, damit du die Übungen auch richtig ausführst. Falsche Bewegungen und Bewegungsmuster, die möglicherweise schon monate- oder sogar jahrelang falsch durchgeführt wurden, richten oft mehr Schaden als Nutzen an
- Gesunde, ausgewogene Ernährung – die moderne Ernährungswissenschaft sagt: viel Obst & Gemüse, viele Hülsenfrüchte, wenig Fleisch, Fett & Zucker. Experten (egal auf welchem Gebiet) sind sich selten einig. Was heute das Nonplusultra ist, ist morgen die Todsünde schlechthin. Nutze deinen Hausverstand und höre auf deinen Körper
- Rauchen, Saufen, Fressen – Kurz und Selbsterklärend
- In der Ruhe liegt die Kraft – Stress & Hektik hat noch niemandem weitergeholfen. Außerdem geht’s davon auch nicht schneller
- Optimisten leben länger (und besser) – sagt zumindest diese Studie. Ich sehe das ganz genauso. Unsere Gedanken haben viel Macht
- Freundschaften sind wichtig. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Zwischenmenschliche Beziehungen fördern nicht nur die Lebensqualität, sondern auch die psychische & körperliche Gesundheit
- Mach mal Pause. Leg ruhig zwischendurch immer wieder kleine (und auch größere) Auszeiten ein. Für dich. Mach, was dir gut tut und dich entspannt
- Ziele halten jung und geben morgens einen Grund aufzustehen. Gerade Rentnern fehlt oft der vorausgegangene jahrelange tägliche Rhythmus des Arbeitslebens. Such dir ein Hobby und steck dir auch weiterhin Ziele
- Schlaf dich gesund. Erholsamer, gesunder, ausreichender Schlaf wird oft unterschätzt. Dabei braucht und nutzt der Körper diese Zeit für wichtige Reparaturmechanismen. Nachts regenerieren sich Immunsystem, Verdauung, Herz-Kreislauf-System, Nervensystem und das Gehirn
- Genieß jeden einzelnen Moment und sei glücklich
Meine persönlichen Erfahrungen stimmen mich jetzt schon – und ich bin in der Blüte meines Lebens – nachdenklich. Ich sehe tagtäglich, was die Zeit mit uns und unserem Körper anrichten kann (aber nicht zwingend muss). Vor allem wenn wir unseren Körper nicht gut behandeln. Im Alter werden die einfachsten Dinge zu enormen Herausforderungen. Und auch viele Dinge unmöglich, z.B. sich sicher im Straßenverkehr bewegen (Radfahren, Autofahren) und auch andere dabei nicht zu gefährden (Ganz ehrlich jetzt…wie oft hast du dir während der Autofahrt schon gedacht „Himmel, Arsch und Zwirn, schon wieder so ein rollendes Verkehrshindernis“). Auf der anderen Seite sehe ich auch genug „positive Beispiele“. Da fällt mir ein lieber Kursteilnehmer ein – männlich, 75+. Ich sag’s euch, wenn ich 75+ bin, möchte ich genau so fit sein wie er. Nicht nur, dass er regelmäßig meine Aerobic und Step-Aerobic Stunden besucht (als ob das nicht schon fordernd genug wäre), er kommt auch gelegentlich zu meinen Power-Workout-Stunden. Er ist definitiv mein Held.
Fazit
Altwerden ist wirklich scheiße, bleibt uns aber nicht erspart. Also mach das Beste draus und beweg dich regelmäßig, stopf nicht zu viel Müll in dich hinein und genieße das Leben so oft und so intensiv wie möglich! Und achte stets gut auf deinen Körper, er ist der einzige, den du hast! Zum Schluss bleibt nur noch folgendes zu sagen:
Good to know
- Für ein bewegtes Leben ist es nie zu spät.
- „Das chronologische und das biologische Alter fallen oft massiv auseinander. Es gibt 70-Jährige die wirken wie 90-jährige, aber auch Menschen mit 90 die fit wie 70-jährige sind“, sagt Dr. Michael Drey (Altersmediziner).
- Körper, Geist und Seele bilden eine Einheit. Wenn es dir seelisch schlecht geht, hilft es oft, sich körperlich auszupowern. Umgekehrt hast du bei körperlicher Krankheit die besten Heilungsaussichten, wenn du etwas für deine Seele tust, in dich gehst und vielleicht ein paar Dinge neu ordnest – die Zeit dazu hast du dann ja. Wenn du das dann auch noch mit einer gesunden, ausgewogenen Ernährung kombiniert, schaffst du beste Voraussetzungen für ein langes, weitgehend beschwerdefreies Altwerden.
- Auf der japanischen Insel Okinawa – die Insel der Unsterblichkeit – hat man beobachtet, dass die Menschen dort so alt wie sonst nirgendwo auf der Welt werden. Woran liegt das wohl?
Ich bin Personal Fitness Trainerin, Groupfitnessinstructor, Skilehrerin, Bloggerin und liebe es, bewegt durchs Leben zu gehen. Ich bin neugierig, lerne gerne dazu und gebe mein Wissen und meine Erfahrung gerne weiter – genau das war auch der Startschuss für meinen Fitness Food & Lifestyle Blog. Schau dich hier ruhig in Ruhe um, berichte mir von deinen Erfahrungen, weis mich auf Fehlerteufel hin oder hinterlass mir gerne einen Kommentar.