Zuletzt geändert am 3. Oktober 2024 von Christina Brandstätter
Wusstest du schon, dass Sitzen das neue Rauchen ist?
Was sich für mich – und bestimmt auch für zahlreiche meiner Kollegen – total logisch und natürlich anhört, mag für die Meisten übertrieben klingen.
Aktivität & Bewegung sind von Urzeiten her natürliche Veranlagungen unseres Körpers. Bis vor nicht allzu langer Zeit war es völlig normal, in Bewegung zu sein und nur selten zu sitzen. Heute sitzen wir vorm Computer, im Auto, auf der Couch, im Wartezimmer, am Esstisch, im Büro, in der Schule, bei Besprechungen…wir sitzen immer und überall. Nicht nur unsere Muskeln werden dadurch – durch den Nicht-Gebrauch – schlapp, sondern auch das Risiko für verschiedenste Krankheiten steigt.
Wir sitzen uns tot
Dr. James Levine, leitender Arzt der Mayo Clinic in den USA, geht sogar noch einen Schritt weiter: „Sitzen ist gefährlicher als Rauchen, tötet mehr Menschen als HIV und ist tückischer als Fallschirmspringen“. Ein erwachsener Mensch ist unter der Woche rund 16-18 Stunden wach. Mehr als die Hälfte davon verbringt er sitzend.
Bereits nach 45-60 Minuten sind unsere Zellen unterversorgt
Studien zufolge fördert durchgehendes Sitzen (ab 2 Stunden) das Risiko für Herzerkrankungen, Diabetes, Fettleibigkeit, Metabolisches Syndrom, Krebs, Rücken- und Nackenschmerzen und andere orthopädische Probleme. Warum?
- Inaktive Muskeln atrophieren (abmagern, verkümmern) und stellen somit ihre Energiegewinnung von Fett- auf Glucoseverbrennung um (Fette reichern sich in Blut, Muskeln, Leber und Colon an),
- die Herz-Kreislauf-Funktion lässt nach,
- der Blutdruck steigt,
- die Elastizität der Gefäße sinkt,
- Bänder trocknen aus,
- Knorpel werden nicht mehr ausreichend versorgt,
- usw.
Durch die einengende Sitzhaltung (wie viele Menschen kennst du, die ergonomisch richtig sitzen) können deine Organe (Lunge, Darm,…) nicht richtig „atmen“. Die oft verkrümmte Haltung führt u.a. zu Verspannungen, Fehlbelastungen und Durchblutungsstörungen kleinerer & größerer Blutgefäße. Das alles löst wiederum weitere Kettenreaktionen aus, die dann irgendwann zu einem ernsthaften Problem führen können. Glaubst du nicht? Stimmt schon, Sitzen an sich ist recht harmlos, doch auf Dauer Gift für deinen gesamten Stütz- und Bewegungsapparat.
Durch längere Inaktivität (Sitzen) verändert sich auch der Stoffwechsel und das Enzym Lipoprotein Lipase (LPL), welches beim Abbau von Fetten eine wichtige Rolle spielt, kann nicht mehr richtig arbeiten bzw. die Aktivität des Enzyms nimmt ab. Ist die LPL-Konzentration zu niedrig, können auch die Triglyceride (Fette) nicht mehr effektiv aus dem Blut entfernt werden und die Konzentration des HDL-Cholesterols sinkt. Dies führt zu Adipositas und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
After-Work-Fitness – Problem gelöst?
Hm, da muss ich dich wohl leider enttäuschen. So toll ich auch deinen Ehrgeiz und deine Motivation, nach einem 8 Stunden Tag noch ins Gym (oder wo auch immer sonst) zu gehen, finde, es wird deinen 8-Stunden-Schreibtisch-Marathon nicht ausgleichen.
Kelly Starrett – Athlet, Trainer und Therapeut – erklärt dir in seinem Buch ausführlich, wie du deinen Körper gesund und schmerzfrei durch die Tücken des SitzAlltags bringen kannst.
Kleine Taten, große Wirkung
- Behalte dein mehrmals wöchentliches After-Work-Training unbedingt bei
- Leg dein Telefon (stell den Drucker) ans andere Ende des Raumes
- Trink mehr – 1. Trinkst du mehr, 2. Bewegst du dich, denn auch deinen Krug / Glas / Trinkflasche steht natürlich nicht in Griffweite und 3. Musst du irgendwann auch mal deine Blase wieder entleeren, d.h. du bewegst dich noch mehr
- Statt der Rauchpause einfach mal Treppe runter, kurz frische Luft tanken (tut gut, hilft bei möglichen Blockaden), Treppe wieder hoch
Wenn du im EG bist, geh eine Runde ums Haus, kurz auf und ab, hauptsache ein paar Schritte gehen und frische Luft tanken - Bring deinen Kollegen Tee / Kaffee / was zu naschen /den neuesten Klatsch & Tratsch – diese freuen sich und du bewegst dich
- Büro-Workout – die aktive Pause zwischendurch
- Kleiner Aufgaben stehend erledigen, z.B. Telefonieren
- Wer sagt, dass Meetings immer sitzende gehalten werden müssen?
- Statt den Kollegen unten / oben / nebenan anzurufen und ihm die gewünschte Information mitzuteilen, aufstehen und hingehen
- Zappeln ist wieder in – die kleinen Bewegungen summieren sich über den Tag und wirken dem starren, stundenlangen Sitzen entgegen
Diese kleinen, aber wirkungsvollen Methoden alle 45-60 Minuten angewandt, kannst du Schätzungen zufolge deine Lebenszeit um durchschnittlich 1-2 Jahre verlängern – wenn das nicht großartige Nachrichten sind? Sitzt du noch oder gehst du schon?
Mein Tipp: nutze eine Fitnessapp oder einen Wecker, der dich alle 40-60 Minuten daran erinnert, mal kurz aufzustehen und…was auch immer zu erledigen, etwas zu holen, oder einfach nur mal ein paar Schritte zu machen.
Wenn du noch weitere Tipps & Tricks hast, um der nur allzu lieb gewonnenen Bequemlichkeit zu entfliehen, immer her damit.
Dieser Bericht ist auch im Sport-Mental-Magazin erschienen
Ich bin Personal Fitness Trainerin, Groupfitnessinstructor, Skilehrerin, Bloggerin und liebe es, bewegt durchs Leben zu gehen. Ich bin neugierig, lerne gerne dazu und gebe mein Wissen und meine Erfahrung gerne weiter – genau das war auch der Startschuss für meinen Fitness Food & Lifestyle Blog. Schau dich hier ruhig in Ruhe um, berichte mir von deinen Erfahrungen, weis mich auf Fehlerteufel hin oder hinterlass mir gerne einen Kommentar.